PPP zwischen Theorie und Praxis
Konzeptionelle Überlegungen zur Zusammenarbeit mit der Wissenschaft* von Sebastian Meurer,M.A. (März 2003)
Public-Private Partnership der GTZ Die Erfahrungen und
Erkenntnisse aus der letzten Entwicklungsdekade zeigen, dass ohne eine Mobilisierung der wirtschaftlich-technischen Möglichkeiten des Privatsektors und der Zivilgesellschaft die komplexer werdenden Problemlagen der
Entwicklungszusammenarbeit nicht gelöst werden können. Aus diesem Grunde führt die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) –im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) – seit Januar 1999 das Programm „Public-Private Partnership“ (PPP) durch. Durch innovative Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft sollen über konkrete,
kleinteilige und kurzfristige Entwicklungsvorhaben wirtschaftliche, infrastrukturelle und ökologische Verbesserungen der Bevölkerung in den Entwicklungs- und Schwellenländern erreicht werden. Dabei dienen die
Maßnahmen auch dem Ziel der Armutsbekämpfung und die Schaffung oder die Sicherung qualifizierter Arbeitsplätze steht oftmals im Vordergrund. Profitieren sollen vor allem Arbeitnehmer und Zulieferer bzw. Menschen,
die im Umfeld unternehmerischen Engagements stehen, wie beispielsweise Bauern und Kleinststelbständige. Die PPP-Fazilität wird dabei verstanden als Lernort, der den Mehrwert von PPP-Maßnahmen für die EZ unter
Beweis stellen soll und PPP als integralen Bestandteil in die „herkömmliche EZ“ verankern möchte. Ziel ist es ferner, durch die Kooperation langfristige, strategische Partnerschaften mit der Wirtschaft
aufzubauen.
Hintergrund und Themen PPP steht dabei – vor allem in
der entwicklungspolitischen Community – in der Diskussion. Leider muss festgestellt werden, dass aufgrund des Mangels an wissenschaftlichen Arbeiten eine kritisch-sachliche Auseinandersetzung zum Mehrwert von PPP
in der EZ schwierig erscheint. Diverse wissenschaftliche Ansätze zum Thema stammen vor allem aus den Verwaltungswissenschaften (New Public Managements) und befassen sich nicht mit der EZ. Trotzdem wird das
PPP-Konzept auch in anderen Wissenschaftsbereichen rezipiert etwa in den Wirtschaftswissenschaften (hier vor allem in der Betriebswirtschaftslehre) oder in der Politikwissenschaft. Schließlich kann man feststellen,
dass in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig Anfragen an das „Büro für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft der GTZ“ (PPP-Büro) herangetragen wurden, die PPP aus den verschiedenen Perspektiven einzelner
Wissenschaftsbereiche betrachten und analysieren möchten.
Da sich nach Abschluss der ersten Phase (1999-2001) der GTZ einige konkrete Fragen stellen, die mit Hilfe einer laufenden
Wirkungsbeobachtung nur teilweise beantwortet werden können, bietet es sich an, eine koordinierte Kooperation mit dem Wissenschaftsbereich anzustreben. Dies geschieht institutionalisiert über einen Ansprechpartner
im PPP-Büro, der verantwortlich für den Bereich Monitoring & Evaluierung/Controllling ist (Raimund Riefenstahl). Als „externe Werkbank“ wurde ein Consultant (Sebastian Meurer) beauftragt. Folgende
Schwerpunkte sollen dabei gesetzt werden:
Auswertung von wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema PPP
Sammlung von relevanten Fragestellungen und Themen, die sowohl an die GTZ herangetragen werden bzw. sich aus den internen und
externen Evaluierungen (u.a. BMZ-Evaluierung) ergeben
Empfehlung und Begleitung von wissenschaftlichen Arbeiten an entsprechende Einrichtungen und Personen
Herstellung konkreter Kontakte mit interessierten Einrichtungen mit dem Ziel zur Institutionalisierung des Kontaktes für
laufende Vorhaben (Wirkungsbeobachtung) bzw. zur gemeinsamen Durchführung von Veranstaltungen (Seminare, Workshops, Kongresse)
Die bis Ende 2002 abgeschlossene BMZ-Querschnittsevaluierung ist die Basis bei der Auswahl von Themen und für die Weiterentwicklung des
PPP-Programms. Eine weitere Grundlage sind die Ergebnisse aus M&E sowie dem Wissensmanagement. Hierzu wurde im Oktober 2002 ein zusammenfassender Synthesenbericht „Wirkungen und Nebenwirkungen der
PPP-Fazilitäten“ erstellt, der die bisherigen PPP-Erfahrungen der GTZ aufbereitet.
Angebot und Möglichkeiten Sowohl die GTZ als auch der Wissenschaftsbereich haben – das gemeinsame Erkenntnisinteresse vorausgesetzt – jeweils verschiedene Möglichkeiten, sich kostengünstig und produktiv an einer Kooperation zu beteiligen.
Die GTZ könnte beispielsweise entsprechenden wissenschaftlichen Einrichtungen bzw. Studierenden, die sich im Rahmen einer Seminararbeit bzw. Studienabschlussarbeit mit dem Thema PPP auseinandersetzen wollen, Projektunterlagen zur Verfügung stellen. Diese könnten – mit gegenseitigem Vertrauensschutz natürlich – Ausgangspunkt für die Forschung sein. Ferner unterhält die GTZ zum Monitoring der PPP-Maßnahmen eine Datenbank die fortwährend aktualisiert wird. Diese Datenbank ermöglicht beispielsweise die Erstellung aktueller Portfolioanalysen zu Sektoren, Regionen, Durchführungsstand und Finanzen des PPP-Programms der GTZ. Ferner könnte die GTZ das PPP-Management-Know-how zur Verfügung stellen, d.h. Kontakte zu verantwortlichen PPP-Projektmanagern in der Zentrale bzw. vor Ort vermitteln. Neben diesen Kernressourcen könnten PPP erfahrene Referenten für Seminare und Tagungen abgestellt werden, bzw. individuelle Hilfestellungen geleistet werden.
Der Wissenschaftsbereich hingegen stellt sein wissenschaftliches Know-how (Theorien, „Werkzeuge“ [z.B. empirische
Sozialforschung]) in Form von Personen und Zeit zur Verfügung. Ferner könnten über weitere Kontakte oder über den Aufbau eines PPP-Netzwerkes die entsprechenden und interessantesten Themen diskutiert werden.
Schließlich soll es darum gehen, dass die Wissenschaft als externer Akteur der GTZ Antworten und Handlungsempfehlungen auf offene Fragen zum Thema PPP liefert.
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